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    Ein Brief an meinen Feind

    Sechs Mal sind wir jetzt gemeinsam in den Ring gestiegen. Du gegen mich und ich gegen dich, mit aller Kraft. Du immer alleine und ich immer mit meiner Armee. Mit meiner Armee aus einem Arzt, mehreren Krankenpfleger*innen, meiner Familie und meinen Freund*innen. Sie alle haben mit mir gekämpft, alle gegen dich.

    Immer wieder hast du dir mich als Gegnerin ausgesucht, es immer wieder versucht. Zugegeben: Du bist stark und hast einen harten Willen, lässt nicht locker. Aber das tue ich auch nicht. Das merkst du doch. Beim letzten Kampf im Ring, der ein OP-Saal ist, hast du ausgeholt. Meinen Finger hast du genommen und Schmerzen hast du mir gegeben, das muss ich sagen. Aber am Ende habe ich gesiegt. Und meine Armee. Nicht du.

    Bleibt die Frage, wer dein Trainer ist. Ob du einen hast. Wer dich in den Ring schickt. Oder ob du selbst entscheidest. Wer bestimmt, gegen wen du kämpfen sollst? Und warum? Einfach so oder hat es einen Sinn? Wer sagt dir, wann es losgeht, welche Taktik du einsetzen sollst und wie stark du dich diesmal geben sollst? Wer entscheidet über Gegner*in? Wer entscheidet über Sieg und Niederlage? Wie lange der Kampf geht? Wie oft er wiederholt werden muss? Wann endlich genug ist? Wie hart die Folgen sind?

    Merkst du nicht, dass du nicht willkommen bist? Dass du unerwünscht bist? Dass die Kämpfe gegen dich zwar stattfinden und dass du zwar manchmal gewinnst, aber dass da keiner ist, der für dich applaudiert? Macht es dir nichts aus, dass du mit jedem neuen Kampf und erst recht mit jedem deiner Siege noch mehr Armeen hast, die gegen dich sind?

    Ich glaube nicht, dass du genug hast. Du scheinst nie genug zu haben. Ich könnte verzichten auf unsere Kämpfe, wirklich. Aber wenn du mich wieder herausforderst, werde ich mit aller Kraft gegen dich kämpfen, das weißt du doch. Ich und meine Armee werden gegen dich kämpfen. Immer wieder, bis du genug hast und ich die endgültige Siegerin bin. Denn dich als Sieger zu bezeichnen, ist keine Option. Vergiss das nicht. Du wirst nie der Sieger sein, egal wie sehr du es versuchst und wie sehr du es dir wünschst, Krebs.

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