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    Mein Praxissemester

    So oft frage ich mich, was als Nächstes zu tun ist, wie ich mich entscheiden soll und was das Richtige ist. Ich überlege und wäge ab, versuche, scheitere und frage mich, warum. Aber manchmal, ganz oft sogar, kommt im Leben genau das, was wir brauchen und was gut für uns ist – ohne, dass wir es ahnten.

    So lange habe ich nach einem geeigneten Praktikumsplatz gesucht. Ewig. Habe versucht und bin gescheitert und habe mich gefragt, warum – nicht wissend, dass die Antwort auf die Frage des Warums so großartig sein würde. Weil mir das Beste bevorstand. Das war die Antwort, wirklich. Nur das Beste.

    Dass ich mein Praktikum in dieser einen Beratungsstelle machen durfte, war mein größtes Glück, die reine Freude und die schönste Erfahrung. Es war Schicksal. Es sollte genau so sein. Und dass der Weg davor so steinig war, war in dem Moment egal, als ich am ersten Tag durch die Einrichtung geführt wurde und spürte, wie ich von anderen Kolleg*innen aufgenommen wurde – selbstverständlich, herzlich, mit einem Strahlen im Gesicht. Ich fühlte mich keine Sekunde lang fremd.

    Ich kann in Worte kaum fassen, wie ich diese Zeit wahrgenommen habe und wie viel ich erlebt habe. Höhen und Tiefen in der Einrichtung, Umbrüche, gute und anstrengende Zeiten. Und ich fand mich mitten in diesem Chaos wieder. Und in Glücksmomenten. Und in Teamwork und Wertschätzung und guten Gesprächen und tollen Begegnungen und Lachen. So viel Lachen.

    Ich habe so viele Menschen kennengelernt. Arbeitskolleg*innen, die zu Freunden wurden. Zu jedem einzelnen von ihnen könnte ich etwas erzählen, eine ganz persönliche Geschichte, etwas, das ich mit dieser Person verbinde, etwas, wofür ich ihr dankbar bin – etwas, woran ich mich ewig erinnern werde.

    Die Arbeit hat mich Vieles gelehrt. Dass es Menschen gibt, die ein „Tut mir leid, wir können Ihnen mit diesem Anliegen leider nicht weiterhelfen“ nicht verstehen und Menschen, die ein „Wir versuchen alles“ so unglaublich wertschätzen. Mit der ersten Variante musste ich umgehen und eine gute Lösung für alle Beteiligten finden. Mit der zweiten Variante durfte ich erleben, wie viel mir die Arbeit bedeutet. Und eines Abends habe ich nachgedacht über all das. Über mein Studium und die Arbeit, über das, was ich da mache und die Sinnhaftigkeit dessen. Und ich habe festgestellt – ganz tief im Herzen gefühlt – dass ich mich richtig entschieden habe. Dass ich für mich meinen Traumjob gefunden habe. Dass ich erfüllt bin von der Arbeit, die ich mache, von dem Studium, für das ich mich entschieden habe. Dass ich unendliches Glück habe, genau das machen zu dürfen. Soziale Arbeit zu studieren und in einer Beratungsstelle arbeiten. Was für ein Glück, wirklich.

    Mein Tag hat gefühlt mitten in der Nacht begonnen, um 4:15 Uhr. Um 17:45 Uhr war ich Zuhause. Es war anstrengend. Aber so müde und erschöpft ich auch war, wenn mein Wecker klingelte – ich habe mich jeden Tag gefreut. Auf die Menschen, die Herausforderungen, den Alltag, meinen Arbeitsplatz, die Mittagspause, das Lachen und die Freude. Ich bin jeden Tag gerne aufgestanden. Ich habe es geliebt. Sechs Monate, genau 100 Arbeitstage. Die Zeit verging so schnell, dass mich alle erstaunt anblickten, als ich verkündete, dass meine letzten beiden Wochen angebrochen waren. Und gleichzeitig gehörte ich so dazu, dass wir alle dachten, ich würde schon seit Jahren dort arbeiten und umso trauriger war die Abschiedsfeier.

    Ich habe Vieles mitgenommen. Ich weiß, was ich will. Ich will Sozialarbeiterin werden und in einer Beratungsstelle arbeiten. In dieser Beratungsstelle. Ich will eine Weiterbildung zur Trauma- und Sexualpädagogin machen. Ich will erleben, was ich ein halbes Jahr lang haben durfte.

    Jetzt geht mein Studium weiter, ein Jahr habe ich noch. Ich soll sie besuchen kommen und sobald ich meinen Bachelor habe, soll ich mich bei ihnen bewerben, sie möchten mich als Arbeitskollegin. Das werde ich. Von Herzen gerne.

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