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    Der Sommer meines Lebens

    Jedes Jahr setze ich mir das gleiche Ziel. Jedes Jahr im Frühling. Ich möchte den Sommer meines Lebens erleben. Jedes Jahr neue Pläne, alte Vorhaben, gleiche Gedanken und noch mehr Energie. Jedes Jahr der Wunsch, den Sommer unvergesslich zu machen und in vollen Zügen zu genießen.

    „Dieses Jahr, ja, dieses Jahr klappt es ganz bestimmt“, sage ich dann zu mir und versinke in Gedanken.

    Und dieses Jahr, ja, dieses Jahr hatte ich den Sommer meines Lebens. Ich fühle es in mir, ich fühle mich vollkommen, ich fühle mich glücklich. Was in diesem Jahr anders war, als sonst, weiß ich nicht.

    Vielleicht waren es meine Gefühle, vielleicht meine Erlebnisse, vielleicht die Art und Weise, wie ich das Erlebte wahrgenommen habe. Vielleicht die Lektionen, die ich gelernt habe, vielleicht die Entwicklungen, die ich vollbracht habe, vielleicht die Schlachten, die ich gewonnen habe. Vielleicht war auch alles wie immer, aber ich habe es mehr wertgeschätzt. Aber ganz klar und mit großer Sicherheit war es das Glück, das ich erfahre durfte. Dieser Sommer hat mich verändert, ganz bewusst. Er hat mich stärker gemacht und mutiger, nachdenklicher, bewusster und vollkommener. Und wenn ich zurückdenke an den langen Sommer mit seinen noch längeren Nächten, dann spüre ich, wie mein Herz aufgeht.

    Ich erinnere mich daran, wie ich das erste Mal mit kurzer Hose und dünner, hautfarbener Strumpfhose in die Uni gegangen bin, das erste Mal überhaupt irgendwohin. Und nach diesem Tag habe ich mich gefragt, warum ich mich nicht schon früher getraut habe. Ich erinnere mich daran, wie ich Stunden in Cafés verbracht habe. Mal mit einem Kakao, mal mit einer Schorle, mal mit Kuchen und mal mit Pizza, aber immer mit Freunden. Mit Freunden, die ich ewig kenne und bei denen ich Zuhause bin und mit Freunden, die ich nur gefühlt ewig kenne. Ich erinnere mich an lange Abende im Garten mit meinen Eltern und einer Decke, einem großen Mond und tausend Sternen. Ich erinnere mich an Spaziergänge an warmen Tagen. Ich erinnere mich an Seen und an Wälder und wieder an Freunde. Ich erinnere mich an schöne Menschen, die mich begeistert haben, die es vielleicht heute noch tun. An Menschen, von denen ich fasziniert war. Vielleicht wegen einer Geste, ihres Aussehens, ihres Lächelns, ihrer Handlung oder ihres Charakters. Vielleicht auch wegen all dem. Manche begeisterten mich für einen kurzen Moment, manche werde ich nie wieder vergessen. Ich erinnere mich an Gefühle – schöne und leichte, glückliche, vielleicht verliebte, ganz sicher zufriedene. Aber auch an traurige Gefühle. Ich erinnere mich an Selbstzweifel, an schwere Stunden, an Wut. Und wieder an Freunde, die für mich da waren. Ich erinnere mich daran, dass ich den Krebs zwei weitere Male besiegt habe, dass meine Eltern da waren, dass sie meine Hand gehalten haben und ich erinnere mich an meine beste Freundin, immer wieder erinnere mich an meine beste Freundin, die da war, immer. Mit der ich reden und lachen und singen und fröhlich sein kann, die meine Welt bunter macht und für sechs Wochen in der Heimat war. Ich erinnere mich an Unbeschwertheit, daran, wie leicht alles war und manches davon noch immer ist. Ich erinnere mich an das EB-Treffen, bei dem ich meine zweite Familie wiedergetroffen habe, bei dem ich gelacht habe und geredet und glücklich war. Ich erinnere mich daran, dass ich das erste Mal alleine Zuhause geblieben bin, weil meine Eltern im Urlaub waren. Ich erinnere mich daran, dass meine Schwester das möglich gemacht hat, weil sie alles organisiert und sich gekümmert hat. Ich erinnere mich daran, dass ich das erste Mal meine Haare gefärbt habe. Und ich erinnere mich an Freunde, die mich abgeholt haben, um etwas mit mir zu unternehmen. Und in der Zeit, die ich für mich brauchte, konnte ich durchatmen. Ich erinnere mich daran, dass Debra Schweiz mich zum Internationalen Debra Kongress eingeladen hat, an die Vorfreude, die Planung und die Aufregung. Ich erinnere mich an die Menschen, die Orte, den Applaus und die Tränen, die Liebe, das Verständnis, die Freundschaften, die verschiedenen Nationalitäten und die Erlebnisse. Ich erinnere mich an ein Konzert, an gutes Essen, einen schönen Abend. Ich erinnere mich an den Junggesellinnenabschied einer guten Freundin, an das Planen der Hochzeit, an das Aufgeregtsein. Ich erinnere mich an eine Stand-Up Comedyshow, an mein Lachen und das Lachen anderer, an Schockverliebtheit, an Begeisterung und den Satz „Oh Gott, war das schön“.

    Oh Gott, war das schön. Wie schön doch dieser Sommer war. Ich bin so unendlich dankbar für jeden einzelnen Moment und ich kann gar nicht aufhören, daran zu denken.

    Danke, Sommer und hallo, Herbst.

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