Wie ich schreibe
„Wie schreibst du eigentlich? Mit der Hand geht das ja nicht!“ Doch, es geht!
Ich werde sehr oft gefragt, wie ich eigentlich schreibe. Wenn ich ihnen das dann zeige, sind sie sehr überrascht. Wie das denn gehe, wollen sie dann wissen und ob es anstrengend ist. In der Tat ist es so, dass es anstrengend ist. Ich brauche länger, als andere und muss oft Pausen machen, weil mir nach circa einer halben Seite die Hand weh tut. Und doch macht es mir irgendwie Spaß.
Kurz vor Eintritt in die Grundschule hatte ich meine Hand-Operationen, sodass ich das Schreiben mit „richtigen“ Fingern gelernt habe. Ich konnte den Stift mit einer Hand halten und habe so meine ersten Buchstaben gekritzelt. Die Umstellung war schwierig, als die Finger Stück für Stück zusammengewachsen sind. Ich konnte mit den Fingern nicht mehr greifen und musste ab der dritten Klasse lernen, den Stift mit beiden Händen zu halten, ihn zu führen und die Buchstaben zu schreiben. Es hat seine Zeit gedauert und sah anfangs grauenhaft aus. Aber es hat funktioniert. Ich habe verschiedene Stifte und Techniken ausprobiert. Wie kann ich den Stift am besten halten, sind dicke oder dünne Stifte besser? Bringen „Stiftaufsetzer“ aus Gummi etwas? All das gehörte am Anfang dazu – schließlich wollte ich die beste Möglichkeit finden, um so angenehm wie möglich zu schreiben. Die richtige Haltung habe ich schnell gefunden und mit der Zeit gemerkt, dass es ziemlich egal ist, wie der Stift aussieht. Egal, ob dick oder dünn, ob mit oder ohne Gummiaufsetzer – denn mit der richtigen Technik war alles irrelevant. Schwierig wird es erst dann, wenn ich mit dem Stift zu viel Druck ausüben muss oder die Oberfläche des Stifts zu glatt ist. Dann rutscht er nämlich wegen des Verbands. Natürlich konnte ich nie besonders schnell schreiben, aber das war in Ordnung.
Mit den Jahren kamen die Veränderungen, eine weitere Hand-Operation folgte, wobei ich dachte, ich könne danach wieder einhändig schreiben. Das ging wegen der steifen Finger aber nicht. Trotzdem hatte ich gerade, gespreizte Finger, die dann quasi „im Weg“ waren. Also musste ich eine neue Technik finden, was aber auch gut funktionierte. Ich halte den Stift dabei mit beiden Händen fest und fange an, zu schreiben. Oft lege ich mir eine kleine, dünne Gummimatte unter das Blatt oder den Block, damit die Zettel beim Schreiben nicht rutschen. Ich kann das Papier ja nicht festhalten, da beide Hände schon den Stift halten.
Inzwischen habe ich keine Probleme mehr dabei, zu schreiben. Trotzdem bin ich auf den Laptop angewiesen, gerade, wenn es schnell gehen muss oder ich viel schreibe, also beispielsweise im Unterricht, wenn es schnell geht oder bei Klausuren.
Vor circa einem Jahr habe ich mit dem Lettering angefangen. Das ist die „Kunst des schönen Schreibens“. Es hat sich zu einem Hobby entwickelt, das mir unglaublich viel Spaß macht, egal ob mit Aquarellfarben und Pinsel oder mit Stiften. Es dauert zwar recht lange, bis ich ein „Werk“ fertig habe und bedarf danach einer Erholung, trotzdem macht es mir Freude.