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    Führerschein

    Für jeden jungen Menschen ist es ein großer Schritt, seinen Führerschein nach theoretischer und praktischer Prüfung endlich in den Händen zu halten.

    Als mein Umfeld im Alter von ca. 17 Jahren mit den Besuchen einer Fahrschule begann und alle dann nach und nach bestanden haben, musste ich zugeben, dass ich schon ein bisschen traurig darüber war, dass das bei mir alles nicht so klappte.

    Zu der Zeit war ich dann mit meinen Eltern und meiner besten Freundin an der niederländischen Grenze bei einer Autoausstellung für behindertengerechte Fahrzeuge. Ich habe einen ersten Einblick bekommen und gesehen, was es alles für Möglichkeiten gibt! Es war unglaublich! Es war eine Fahrschule vor Ort, die behindertengerechte Autos für die Prüfung hatten, es gab Beratung und verschiedenste Ausführungen umgebauter Autos, so dass man ausprobieren konnte und auch Hoffnung geschöpft hat. Das Ganze fand auf dem Gelände einer ,,Werkstatt“ statt, die Autos umbauen.

    Ich habe dann mit einem Auto der behindertengerechten Fahrschule eine kleine Probefahrt gemacht, auch wenn das Auto, das sie da hatten, nicht ganz meinen Bedürfnissen entsprochen hat. Aber es hat richtig viel Spaß gemacht, selbstständig eine kleine Runde düsen zu können. Mein Blick auf dem Foto ist ein bisschen verstört, aber ich war eben noch verunsichert und aufgeregt.

    Ich habe dann einen Termin für eine ausführliche Beratung vereinbart und ein paar Wochen später waren meine Eltern und ich nochmal zu einem persönlichen Gespräch dort. Es war ein sehr freundlicher Mann, der viel über alle Möglichkeiten und bereits angefertigte Fahrzeuge mit unterschiedlichen Umbauten für die verschiedenen Bedürfnisse der Kunden sprach. Er hat sich viel Zeit genommen, genau nach der Krankheit gefragt und sofort Ideen gesammelt für verschiedenste Hilfsmittel, die bei mir notwendig wären.

    Es fing an bei einer Schlaufe an der Autotür, durch die ich meine Hand stecke und somit die Tür einfacher aufmachen kann. Es gibt Anschnaller, die sich selbstständig umlegen und einrasten, einen Hebel für die Hand anstelle des Gas- und Bremspedals, was notwendig wäre, weil ich mit meinen Füßen nicht so eine Kraft aufbringen und sie nicht so

    stark belasten darf. Es ging weiter mit einer Handgabel, da ich die Finger nicht um das Lenkrad schließen kann. Da dann beide Hände bedient wären, gebe es die Möglichkeit, einen Knopf an der Kopflehne zu installieren: einmal drücken heißt rechts blinken, zweimal drücken heißt links blinken und so weiter.

    Und natürlich müsste der Rollstuhl automatisch hineinfahren und darf dabei nicht zusammengeklappt werden, da ich ihn ja nicht selbstständig auseinander klappen kann, wenn ich alleine unterwegs bin. Und genau das wäre ja das Ziel des Autoumbaus – dass ich alleine Autofahren kann.

    All das sind super Möglichkeiten und ich hätte mir nie erträumt, dass die Technik so weit ist. Allerdings ist das natürlich auch eine Preisfrage. Wir haben einen Kostenvoranschlag für den Umbau von über 20.000€ bekommen. Die Kosten werden nur zu einem sehr geringen Teil in Ausnahmefällen übernommen und das Auto, das groß genug sein müsste, sodass der Rollstuhl vollständig hineinpasst, kommt ja auch noch hinzu.

    Nicht nur wegen der Kosten habe ich mich (vielleicht erst einmal) dagegen entschieden. Als ich dann richtig darüber nachgedacht habe, ist mir klar geworden, wie unnötig das in meinem Fall ist. Ich muss eh immer eine Begleitperson um mich herum haben, die dann ja fahren könnte und es würde mit Sicherheit mehr als genug Tage geben, an denen meine Haut zu geschädigt ist, um auch mit Hilfsmitteln selbst Auto fahren zu können. Dafür sind die Kosten zu hoch.

    Erst war ich traurig darüber, weil alle anderen den Führerschein schon hatten, aber mittlerweile ist mit da ziemlich egal und es gibt Sachen, die sinnvoller für mich sind und für die ich das Geld besser gebrauchen kann.

    Quelle des Bildes mit der Lenkgabel: http://www.haag-rehatechnik.de/produktuebersicht/handbedienung-gas-bremse/lenkhilfen.html

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