Zwei Wochen und schon viel gelernt
Die ersten zwei Wochen meines Praktikums sind vorbei – wie ist mein bisheriger Eindruck?
Zunächst einmal war ich sehr überrascht, als ich auf die Station kam und einen Jungen aus meiner Stufe sah, der jetzt ein FSJ macht. Wir sind direkt ins Gespräch gekommen und es war schon mal gut, jemanden zu kennen. Der für mich zuständige Sozialarbeiter ist auch sehr nett und hat mir (und meiner Begleitperson) erstmal erzählt, was sein Job ist und wie alles abläuft. Die Patienten kommen freiwillig und je nach Bedarf in sein Büro und fordern entweder Beratungsgespräche oder einen Termin ein. Es kann dabei um arbeitsrechtliche Fragen gehen, um das Stellen von Anträgen oder um die Frage, wie es nach dem Klinikaufenthalt weiter geht. Bleibe ich in meinem Job oder mache ich eine Umschulung? Wäre das betreute Wohnen eine Alternative? Kann ich einen Schwerbehindertenausweis beantragen? Kann ich eine Kur machen? Wie kann ich meine finanziellen Probleme lösen? Das Berufsfeld an sich ist also breit gefächert und man lernt gleichzeitig Sachen, die für einen selbst sehr wichtig sein können.
Sobald der Sozialarbeiter ein Beratungsgespräch hat, ruft er mich dazu und ich kann zuhören und lernen. Danach wird alles, was besprochen wurde, dokumentiert und der Sozialarbeiter stellt eventuell Anträge für die Patienten. Da er dies aber lieber selbst macht, kann ich mich in der Zeit anderen Aufgaben widmen. Beispielsweise kann ich schon Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen, Schwerbehindertenanträge ausfüllen (dabei kenne ich mich ja aus), danach muss ich alles dokumentieren. Oder ich lese – wenn nichts anderes zu tun ist – Gesetze, die für diese Arbeit wichtig sind (beispielsweise das Psychisch-Kranken-Gesetz oder das Jugendschutzgesetz). Dabei lerne ich wirklich viele spannende Sachen und manches kennt man ja schon, weil es einfach logisch ist. Ansonsten lese ich viel über die verschiedenen psychischen Krankheiten, wie Schizophrenie, multiple Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen – alles unglaublich spannend. Ansonsten unterhalte ich mich auch viel mit Patienten und beschäftige mich mit ihnen (wir haben zum Beispiel während des Redens viele Scoubidou-Bänder geflochten und ich habe mich in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt), was ihnen – das Gefühl habe ich zumindest – ganz gut tut. Man kann dadurch so viel lernen und erfahren und dann eben auch besser nachvollziehen.
Am Donnerstag hatte ich mein erstes, eigenes Beratungsgespräch. Ich sollte für einen Patienten im voraus Wohnungen mit bestimmten Kriterien heraussuchen und im Gespräch habe ich sie ihm dann gezeigt und gemeinsam den Vermieter/Anbieter kontaktiert. Danach habe ich natürlich alles wieder dokumentiert, denn ich habe gelernt: Was nicht schriftlich festgehalten wird, hat nicht stattgefunden. Ich würde sagen, dass es ganz gut lief.
In der ersten Woche habe ich mich allerdings körperlich ein wenig überlastet. Ich bin viel hin- und hergelaufen und habe das dann auch zu spüren bekommen. In der zweiten Woche habe ich deshalb lieber etwas öfter meinen Rollstuhl genutzt.
Ansonsten ist mein erster Eindruck sehr positiv und ich freue mich bereits auf morgen!