Angewiesen auf Mitmenschen

Alles abklären, genau planen und überlegen - immer und überall. Mit meiner Behinderung ist es oft schwierig, spontan zu sein und ich bin immer auf andere angewiesen.

Momentan habe ich – unfreiwillig – viel Freizeit. Seit meinem Abi habe ich keine richtigen Verpflichtungen mehr und warte darauf, dass alles genehmigt wird und mein Studium endlich beginnen kann. Natürlich sagen mir viele, dass ich diese Freizeit noch nutzen und genießen soll und normalerweise wäre das ja auch kein Problem. Ich könnte viel unternehmen, mal hierhin und mal dahin fahren und Vieles erledigen und erleben.

Aber so einfach ist das nicht. Ich kann nicht einfach zur Tür heraus gehen und sagen ,,Ich bin eben in der Stadt, braucht ihr was?“. Ich kann nicht alleine in die Stadt laufen. Ich muss immer Rücksicht darauf nehmen, ob andere Zeit haben und mit können. Egal, ob meine Mutter, meine Schwester, Cousine oder eine Freundin. Irgendjemand muss mich nicht nur dahin fahren, sondern auch dort mit mir bleiben. Ich bin einfach auf die Hilfe angewiesen. Alleine Bus oder Bahn fahren? Dafür ist die Verletzungsgefahr viel zu hoch. Und alleine irgendetwas unternehmen kann ich auch nicht.

Wie das ist? Nervig! Durch eine Behinderung verliert man ja schon viel Privatsphäre. Aber man verliert auch an Selbstbestimmung. Ist heute jemand da, der mir helfen kann? Wer würde etwas mit mir unternehmen? Wer hat Zeit und Lust? Wie kommen wir dahin? Ist der Ort barrierefrei?

Das sind alles Fragen, auf die ich Rücksicht nehmen muss. Ich muss auf andere Rücksicht nehmen.

Natürlich ist man dankbar, wenn sich jemand die Zeit nimmt und das vielleicht sogar, obwohl er/sie gar keine Lust darauf hat. Und ich freue mich auch darüber. Aber dass man einfach nicht so frei ist und alles abklären muss, nicht einfach mal spontan los kann und vor allem auch Zeit für sich selbst hat, ist einfach schwierig. Ich würde auch manchmal einfach nur gerne alleine in die Stadt, ohne irgendjemanden und etwas selbstständig erledigen. Aber alleine ist das nicht möglich.

Ich werde immer auf andere angewiesen sein und auch, wenn die Mitmenschen es gerne machen und ich dankbar dafür bin – belastend ist es manchmal schon. Auch für die anderen.