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    Vier Stunden täglich sind reserviert - für's Verbinden

    Aufstehen, Zähne putzen, schnell unter die Dusche, eincremen und mal eben die Kleidung überziehen – wenn man sich beeilt, braucht man dafür vielleicht eine halbe Stunde. Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum es Leute gibt, die sich darüber beschweren.

    Denn bei mir läuft das alles anders. Ich brauche täglich vier Stunden dafür, zwei morgens, zwei abends.

    Wenn ich aufstehe, stellt sich immer zuerst eine Frage: Habe ich heute Glück oder nicht? Sprich – kann ich heute gut laufen? Wenn nicht, dauert alles noch länger.

    Das Duschen schaffe ich nicht alleine. Ich muss mich vorsichtig ausziehen, damit die Haut nicht abrutscht, dann wird erst einmal der ganze Verband abgemacht – das kann schon mal eine halbe Stunde dauern. Natürlich muss ich auch vorsichtig duschen und habe einen kleinen Stuhl, weil ich ohne Schuhe, Socken und Verband nicht stehen kann. Bei allem hilft mir meine Mutter. Natürlich hat man dann wenig Privatsphäre, aber ich bin dankbar für Hilfe.

    Das Verbandmachen an sich dauert circa zwei Stunden. Die Haut muss eingecremt werden, Schuppen werden abgezupft, Wunden werden desinfiziert, mit der richtigen Salbe behandelt und verbunden, Blasen müssen aufgestochen werden, da sie sehr schmerzhaft sind. Das alles erfordert unglaublich viel Geduld und Vorsicht. Natürlich kann es auch schmerzhaft sein, aber es muss nun mal gemacht werden. Klebende Sachen wie Pflaster dürfen wir nicht benutzen, die Haut würde sofort mit abgehen. Auch das Anziehen kann nur langsam erfolgen, wir müssen aufpassen, dass der Verband nicht verrutscht und vor allem, dass die Haut nicht verrutscht.

    Das Ganze müssen wir abends noch einmal machen – die Blasen aufstechen, die Haut eincremen und eventuell verrutschte oder dreckig gewordene Verbände erneuern.

    Einmal am Tag kommt eine Krankenschwester, mit der ich mich Gott sei Dank sehr gut verstehe! Sie ist auch noch jung, wir quatschen nebenbei sehr viel und gucken, beziehungsweise hören, unsere Fernsehen. Dadurch vergeht die Zeit gefühlt wesentlich schneller. Einmal am Tag macht meine Mutter den Verband und die Grundpflege.

    Wie das alles für mich ist? Hauptsächlich nervig. Es dauert einfach unglaublich lange und es geht so viel Zeit verloren. Ich bin immer auf Hilfe angewiesen. Für die Hilfe bin ich unglaublich dankbar – sowohl meiner Mutter als auch meiner Krankenschwester! Aber man würde es eigentlich lieber alleine machen. Man wünscht sich, dass es schneller geht, dass man mehr Privat- und Intimsphäre hat und dass es nicht so schmerzhaft ist. Ich kann nicht feiern gehen und erst um zwei Uhr nachts wiederkommen. Denn ich brauche Hilfe. Von zwei Uhr bis vier Uhr morgens Verband machen? Verlangen, dass meine Mutter das mitmacht? Das geht wirklich nicht. Aber ich kann auch nicht um zwei Uhr nachts kommen und sagen ,,Ich pfeife darauf, der Verband muss jetzt nicht gemacht werden.“ Das ist nicht nur unheimlich unhygienisch, sondern auch schmerzhaft, wenn man sich mit Blasen am Körper ins Bett legen muss.

    Deshalb möchte ich ,,Danke!“ sagen! Danke an alle Mütter (insbesondere an meine eigene Mutter!!), die ihre eigenen Kinder pflegen – mit Liebe pflegen! Die täglich die Geduld aufbringen, sich die Zeit nehmen, Verständnis haben, vorsichtig sind und es als selbstverständlich sehen. ,,Danke!“ an meine liebe Krankenschwester Chantal, die unglaublich vorsichtig ist und alles mit Humor nimmt, die mich mit Gesprächen ablenkt und mir so viel hilft! Ihr erleichtert uns so viel!

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