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    Integrationshelferin

    Zusammengewachsene Finger, sehr verletzliche Haut und kaum belastbare Füße - diese Merkmale meiner Krankheit erschweren den Alltag für mich am meisten. Deswegen bin ich auf Unterstützung und Hilfe angewiesen, nicht nur Zuhause, sondern auch in der Schule. Seitdem ich in die erste Klasse ging, begleitete mich deshalb eine Integrationshelferin.

    Die Begleitperson holte mich morgens Zuhause mit dem Auto ab und fuhr mit mir zur Schule, da der Weg zur Schule für mich zu Fuß nicht zu bewältigen war. Aufgrund der verletzten Haut an den Füßen und den zusammengewachsenen Zehen kann ich nur sehr schwer laufen. Ich muss bei jedem Schritt aufpassen - wenn ich falsch auftrete, bekomme ich sofort eine Blase oder die Haut löst sich.

    In der Schule angekommen hat die Begleitperson meinen Tornister getragen und ist mit mir zum Klassenraum gegangen. Dort hatte sie einen Platz neben mir. Sie hat mir die Jacke ausgezogen, Hefte herausgeholt und die Stifte geöffnet. Da ich kurz vor meinem ersten Schuljahr noch beide Hände operieren lassen habe und meine Finger somit getrennt waren, hat das mit dem Schreiben noch ziemlich gut geklappt. Natürlich ging es nicht so schnell, wie bei den anderen, aber trotzdem hatte ich mit der Zeit den Dreh raus und wusste genau, wie ich den Stift halten musste. Als ich dann wegen meiner schönen Schrift als Erste meinen ,,Füllerführerschein" bekommen habe, war ich echt stolz! In der dritten Klasse sind meine Finger allerdings schon wieder zusammengewachsen und ich konnte den Stift nicht mehr mit einer Hand halten. Ich habe aber schnell gelernt, wie ich mit beiden Händen schreiben konnte. Die Begleitperson musste allerdings ab dem Zeitpunkt das Heft festhalten, da es beim Schreiben dauernd verrutschte. Auf dem Gymnasium habe ich Klausuren (außer Mathe) immer mit einem Laptop geschrieben, da ich das ansonsten zeitlich überhaupt nicht geschafft hätte. In der siebten und achten Klasse hatte ich zwar erneut Hand-OPs, allerdings haben diese nicht viel gebracht. Dafür war die Haut einfach schon zu vernarbt und die Finger sind dadurch unbeweglich geworden.

    Ebenfalls musste ich von der Integrationshelferin sondiert werden, da ich durch die verletzte Speiseröhre nur sehr langsam, vorsichtig und wenig essen kann. So wurde ich aber trotzdem satt. Auch musste zwischendurch der Verband gewechselt oder korrigiert werden, wenn er verrutscht war.

    All diese Aufgaben gehörten zu meiner Integrationshelferin, die mir eine unglaublich große Unterstützung war.

    Für meine Mitschüler war meine Begleitperson (das Gefühl hatte ich zumindest) nie ein Problem.

    Wenn man mit einem anderen Menschen so eine Beziehung hat, mehrere Stunden am Tag miteinander verbringt und auf die Hilfe der Person angewiesen ist, ist es unglaublich wichtig, dass man sich mit der Person gut versteht und mit ihr auf einer Wellenlänge ist! Ich hatte mehrere Integrationshelfer, immer zwei, die sich in der Woche abgewechselt haben, falls einer mal krank ist (einer zwei Tage die Woche, einer drei). Manche haben mich auf dem Gymnaium mehrere Jahre begleitet, manche nur Monate. Da hat die Chemie teilweise einfach überhaupt nicht gestimmt, was es unglaublich schwierig macht, so viel Zeit miteinander zu verbringen. Aber es gab auch Menschen, mit denen ich mich richtig gut verstanden habe. Diejenigen waren keine Integrationshelfer für mich, die waren Freunde, mit denen ich mich sogar in meiner Freizeit getroffen oder etwas in den Freistunden unternommen habe. Mit ihnen habe ich viel Spaß gehabt und dann ist es natürlich auch einfacher, im Unterricht nebeneinander zu sitzen. Mit der Zeit wird man ein eingespieltes Team, die Intergrationshelferinnen wussten irgendwann nur durch Blicke, wobei ich Hilfe brauchte - sehr vorteilhaft, denn es hätte auch andere Schüler gestört, wenn im Unterricht oder bei Klausuren dauernd geredet wird. So war das gar nicht nötig.

    Während der Schulzeit hat das Sozialamt die Kosten übernommen, während des Studiums ist allerdings der Landschaftsverband dafür zuständig (der Antrag dafür läuft seit November 2015!). Ich werde auch beim Studium und später im Arbeitsleben auf Hilfe angewiesen sein. Alleine geht es bei meiner Ausprägung der Behinderung leider nicht.

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