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    Therapeutisches Reiten

    Seit ich 12 Jahre alt bin, also bereits seit 8 Jahren, reite ich. Nicht sportlich, sondern therapeutisch. Eine ehemalige Integrationshelferin, die mich in die Schule begleitete, brachte mich auf die Idee und organisierte mir einen Platz. Für mich war es damals – und ist es auch heute noch – eine unglaublich gute Freizeitbeschäftigung, ein Ausgleich, ein Ruhepol und auch ein bisschen Sport.

    Ich habe das Glück, das in meiner kleinen Stadt ein Verein ist, der therapeutisches Reiten anbietet. Aus Spenden finanziert und von Ehrenamtlichen begleitet. Sie opfern ihre Freizeit, um mir und anderen Behinderten zu ermöglichen, eine schöne Zeit mit Tieren zu verbringen. Bezahlt werden die Therapiestunden von den Reitern selbst.

    Es sind verschiedene Behinderungen, mit denen die Menschen leben, die therapeutisch reiten. Verschiedene geistige Behinderungen, Epilepsie, Autismus, Gelähmte, Menschen mit Multipler Sklerose, und vieles mehr. Und auf alle Bedürfnisse kann eingegangen werden. Es gibt einen „Lift“, der Menschen, die nicht laufen können, auf das Pferd setzt, es gibt Zügel mit Schlaufen, für Menschen, die sie sonst nicht richtig festhalten können. Dabei ist es meist so, dass ein Ehrenamtlicher das Pferd führt und einer nebenher läuft oder der Person auf dem Pferd zum Beispiel Bälle zuwirft und so weiter – je nach Behinderung und Bedarf. Es gibt auch Menschen, die komplett selbst reiten (können).

    Die Pferde sind alle sehr ruhig und ausgeglichen, reagieren auf Unbekanntes nicht schreckhaft und sind entspannt. Das ist auch notwendig, denn manche Personen – auch ich – brauchen etwas mehr Zeit, um auf das Pferd aufzusteigen. Außerdem kann ich mich nicht komplett festhalten. Deshalb ist es wichtig, dass das Pferd ruhig ist und nicht unerwartet steigt.

    Anfangs hatte ich Angst, dass ich Wunden oder Blasen an den Schenkeln bekomme, aber das ist nicht der Fall. Es ist ja alles gepolstert – und das Pferd an sich ist auch schon weich. Ich steige mithilfe einer Leiter auf, das Pferd wird meist geführt und von einer nebenstehenden Person begleitet, allerdings nehme ich auch ab und zu die Schlaufenzügel. Im Sommer gehen wir immer raus, entweder um das Reitgelände herum oder um den nahegelegenen See durch einen kleinen Wald. Das sind die Momente, in denen es wirklich perfekt ist. Es ist ruhig, man ist an der frischen Luft und kann frei sein. Auf dem Foto bin ich allerdings in der Halle und sehr warm und unschön eingepackt. Aber es ist schließlich kalter Winter und die Reithalle ist nicht dazu da, um sich herzurichten. Und das ist auch gut so. Es soll nicht darum gehen, wie man bei dem, was einem Spaß macht, aussieht. Sondern es geht darum, dass man es genießt, sich wohlfühlt und Freude dabei hat. Und das ist beim Reiten bei mir so. Es ist so eine schöne Möglichkeit, rauszukommen, „Sport“ zu machen, sich abzulenken und schwerelos zu fühlen.

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